Am Wochenende startet die Rollstuhlbasketball-Bundesliga in die Saison 2020/2021. Bis Donnerstagabend war aufgrund der COVID-19-Pandemie unklar, ob gespielt werden kann und sollte. Der Status als Profisport und individuelle Hygienekonzepte, die die Gesundheitsämter überzeugten, ebnen den Weg für den Auftakt in die neue Spielzeit. Bis zuletzt wird aber unklar bleiben, ob unter diesen Bedingungen wirklich alle Teams spielen wollen.

Es war spät am Donnerstagabend, als sich die Teams in einer Online-Konferenz mehrheitlich dafür aussprachen, die Saison zu starten. Drei Mannschaften wollten sich nach diesem Beschluss offenhalten, ob sie in dieser Saison an der RBBL teilnehmen, die RBBL 2-Vereine verständigten sich auf eine Verschiebung des Saisonstarts bis mindestens Ende Februar oder Anfang März.

Der Status als Profisport und individuell und aufwendig ausgearbeitete Hygienekonzepte, die von den jeweiligen Gesundheitsämtern genehmigt worden sind, erlauben der Rollstuhlbasketball-Bundesliga auch in Krisenzeiten einen Spielbetrieb. In der Frage nach der Vernunft und Notwendigkeit gingen die Ansichten auseinander – wie lange und ob an allen Spielorten überhaupt Partien ausgetragen werden können, ist unklar und wird die Saison mit Sicherheit begleiten.

Für die Coaches ist der RSV Lahn-Dill Top-Favorit

Wer favorisiert ist, da sind sich die Trainerinnen und Trainer weitestgehend einig: Vier sprachen sich für den auf dem Transfermarkt sehr aktiven Rekordmeister RSV Lahn-Dill aus, auch wenn Trainerin Janet Zeltinger die Erwartungen bremst: „Es gibt viele großartige Spielerinnen und Spieler in unserer Liga und die meisten Teams haben ihre Kader verändert. Wir werden natürlich versuchen, in den Topspielen unsere beste Leistung auf das Parkett zu bringen und sollte uns dies gelingen, ist definitiv alles möglich.“ Der letztjährige Doublesieger RSB Thuringia Bulls wurde nur einmal als absoluter Favorit genannt, vier weitere Trainerinnen und Trainer wollten sich nicht zwischen den beiden Top-Favoriten festlegen – bei einer Enthaltung. Trainer Josef Jaglowski von den Baskets 96 Rahden nannte sein Team neben den Lahn-Dill und den Thuringia Bulls selbst als Meisterschaftsanwärter und möchte überraschen.

Der Vorjahresdritte Hannover United will unter den ersten vier Teams landen – weil die Entscheidung über den Modus noch nicht gefallen ist, ob coronabedingt überhaupt eine Playoff-Runde gespielt werden kann, wie Trainer Martin Kluck sagt: „Wir alle hoffen, dass es keine spontanen Spielausfälle oder Abwesenheiten einzelner Spieler geben wird, aber leider stehen die Chancen dafür nicht schlecht.“

„Mutige Aufsteiger“ Münsterland und Frankfurt

Die Rhine River Rhinos Wiesbaden mit dem neuen Trainer-Duo Andre Hopp und Nicola Damiano schielen Richtung Playoffs, die BG Baskets Hamburg und die Doneck Dolphins Trier auf die Top 6 beziehungsweise einen Platz im guten Mittelfeld. Hopp rechnet nicht mit „dicken Überraschungen“, aber „vor allem die Plätze 3 bis 8 werden wieder sehr enge Spiele.“ Hamburgs Trainer Alireza Ahmadi spricht aus, was viele denken: „Eine Aussage wird man erst treffen können, wenn einige Spiele gespielt sind.“ Triers Spielertrainer Dirk Passiwan hofft derweil – angesprochen auf die größten Überraschungen der RBBL-Saison, „dass einige unserer Spieler es schaffen zu überraschen und zu überzeugen.“

Die RBB München Iguanas mit Neu-Trainer Sebastian Magenheim („Kim Robins wird positiv überraschen mit neuen Spielideen“) und die beiden Aufsteiger BBC Münsterland mit Trainer Marcel Fedde und ING Skywheelers Frankfurt mit Trainer Marco Hopp geben sich in der Zielsetzung bewusst defensiv – auch wenn Hannovers Coach Martin Kluck den „mutigen Aufsteigern“ Überraschungen zutraut: „Sie verfügen über junge hungrige Spieler, die sich auf dem höchsten Level beweisen wollen und ein Management, das im Hintergrund ebenso viel Gas gibt.“

München gegen Hamburg erst Anfang Februar

Platz für Spielverschiebungen ist im Kalender vorgesehen, weil sämtliche Europapokalvorrunden abgesagt worden und Ausweichtermine notwendig sind: Die RBB München Iguanas werden voraussichtlich erst am 6. Februar 2021 ihren 1. Spieltag gegen die BG Baskets Hamburg nachholen. So wird die anstehende RBBL-Saison vor allem eins werden: ein Kraftakt für alle Beteiligten. Frankfurt-Coach Hopp nennt bei der Überraschung der Saison die Pandemie und hofft auf deren Überwindung: „Wenn dies auch noch schadlos geschieht, wird dies wohl die größte Überraschung sein.“ Den Spielerinnen und Spielern sowie allen Beteiligten ist es zu wünschen, dass die wohl verrückteste Saison in der Rollstuhlbasketball-Geschichte nicht zulasten der Gesundheit geht.

Edit 30. Oktober, 22 Uhr: Der BBC Münsterland hat am heutigen Freitag mittags erst das Spiel in Hannover abgesagt und am Abend verkündet, im November „schweren Herzens“ ebenfalls nicht zu spielen: „Corona und die neuen Schutzmaßnahmen zwingen uns dazu. Darin steht deutlich geschrieben, dass Amateur-Mannschaftssport im November pausieren muss – nur Profisport darf weiterhin ausgeübt werden. Und wir wollen oder müssen ehrlich sein: Wir betreiben in Warendorf vielleicht Leistungssport, aber keinen Profisport.“

1. Spieltag RBBL

Doneck Dolphins Trier – RSV Lahn-Dill (Sa., 15 Uhr)

Rhine River Rhinos Wiesbaden – Baskets 96 Rahden (Sa., 17 Uhr)

RSB Thuringia Bulls – ING Skywheelers (Sa., 20 Uhr)

Hannover United – BBC Münsterland (abgesagt)

RBB München Iguanas – BG Baskets Hamburg (6. Februar 2021)